Wer:
Heidi Schmidt-Schmiedebach, Projektleiterin IZL
Jutta Bürger-Büsing, Präsidentin des BdKJ

Stationen:
Bolivien: Santa Cruz (400m ü.M.) – Cochabamba (2200) – La Paz (3600) – Peru: Cusco (3400) – Curahuasi (2600)

Zweck der Reise:
Besuch der drei Partnerorganisationen in Bolivien und Peru, an die IZL Monat für Monat Hilfspakete schickt

Teil 1: Bolivien / Santa Cruz mit Dra. Roxana und Dra. Patricia

Am 2. Mai 2019 brachen wir, Heidi und Jutta, auf zur 3-wöchigen Projektreise nach Bolivien und Peru mit je zwei Gepäckstücken á 23 kg. Mein zweiter Koffer war mit Insulin gefüllt, Juttas mit Kleidung und Spielsachen für die Kinder. Trotz früher Ankunft in Santa Cruz am Freitag 3. Mai um 5:35 Uhr wurden wir in der Ankunftshalle nicht nur von den beiden Ärztinnen Roxana (lebt und arbeitet in Santa Cruz) und Patricia (lebt und arbeitet in Cochabamba) begrüßt, sondern von einer ganzen Gruppe junger Typ-1 Diabetiker mit selbst gebasteltem Begrüßungsplakat und Heliumballons. Das war so eine schöne Überraschung. Ein junger Mann war dabei, der in einer Nachtbar arbeitet, immer bis 3 Uhr morgens. Er kam nach der Arbeit direkt zum Flughafen. Danach fuhren wir alle zu einem Café, das so früh geöffnet hatte, und lernten uns bei einem kleinen typischen Frühstück kennen: Empanadas y Queso. Danach löste sich die Gruppe auf, weil Schule oder Arbeitsplatz riefen. Wir akklimatisierten uns, machten einen Rundgang durch Santa Cruz und erörterten mit den beiden Ärztinnen Fragen zur Diabetessituation in Bolivien.
Am nächsten Morgen fuhren wir zu einem Diabeteszentrum, wo Roxana für uns ein Treffen mit jungen Diabetikern Typ-1 organisiert hatte, die bereits an einem von IZL finanziell unterstützten Diabetesschulungscamp teilgenommen hatten, das ihr Leben positiv verändert hatte.

Viele erzählten ihre eigene Diabetesgeschichte, die immer mit dem Schock beginnt, sich schwer krank zu fühlen in der Ketoazidose, dann die Diagnose Diabetes Typ-1 zu bekommen mit der schweren Aufgabe ein Leben lang Insulin zu spritzen und dann die Sorge, woher man das teure Insulin bekommt. Bei jedem anders ist die Reaktion der Familie und des Umfelds: die einen werden weiter geliebt und unterstützt, die anderen als unwert und kostenintensiv abgelehnt.

Die Kinder brachten gemalte Bilder mit ihren Lebenswünschen mit. Hier waren sich alle einig: Schulabschluss, Beruf erlernen, Geld verdienen, Familie gründen, Haus bauen, Auto haben, sich Urlaub leisten können. …
Uns hat sehr berührt, dass die Gruppe mit einer Bildcollage auch derer gedacht hat, die schon verstorben sind.
Zum Schluss gab es als Dank und Stärkung selbst gemachte und mitgebrachte Speisen – lecker, aber sehr viel Kohlenhydrate.

Teil 2: Bolivien / Cochabamba mit Dra. Patricia

Am Abend des 04. Mai verabschiedeten wir uns von Roxana und flogen mit Patricia nach Cochabamba, wo sie ihre kleine Diabetespraxis hat. Hier arbeitet sie für überwiegend arme Diabetiker Typ-1 und Typ-2 halbtags, meist kostenlos. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit einem halben Job als Ärztin an einem örtlichen Krankenhaus.

Als wir in Cochabamba abends ankamen, wurden wir wieder überrascht, mit einem noch größeren Empfangskomitee. Wir kamen uns wie Prominente vor: Unmengen von Blumen, Luftballons, Begrüßungsbanner und unzählige Umarmungen.

Am nächsten Tag, Sonntag, 5. Mai, startete ein Bus mit vielen Patienten von Patricia zu einem Picknick in einem großen Park „parque Pairumani“, wo ein zweiter Bus mit weiteren Patienten ankam. Wir durften 60 Diabetiker Patienten kennenlernen bzw. wiedersehen, die alle ihr Insulin von IZL Deutschland erhalten. Sie kamen mit Taschen voller Lebensmittel und alle wanderten zum für uns reservierten Grillplatz. Patricia hatte für mich eine 3–Liter Thermoskanne Coca-Tee dabei, den ich trinken sollte um mich schnell an die Höhe von 2200 Meter ohne Kopfschmerzen anzupassen. Es klappte wunderbar.

Jutta und ich wurden an einen großen Tisch platziert und wir stellten uns und die Arbeit von Insulin zum Leben vor. Wir sprachen das Problem an, dass unsere monatlich verschickten Insulinpäckchen zwischen einem und vier Monaten brauchen bis sie ausgehändigt werden und wir wissen nicht, wo sie hängen bleiben, nachdem sie Deutschland verlassen haben, vermutlich im Zoll. Es brach eine politische Diskussion darüber aus, dass der bolivianische Staat nicht für seine an Diabetes erkrankten Landsleute sorge, es in den Apotheken kaum Insulin gäbe, selbst wenn man es bezahlen wolle. Es gäbe zwar Krankenversicherungen, aber deren Leistungen seien total ungenügend. Wenn man sich versichert, muss die ganze Familie versichert werden und auch dann würde die Versicherung nur 20 Prozent der Kosten übernehmen. Also verzichten die meisten Menschen. Sie diskutierten, was man tun könne, und wurden sich nicht einig, mit wem man reden sollte: mit dem Bürgermeister aus der Region oder mit Mitgliedern der Regierung, also von unten nach oben oder umgekehrt? Aber wie kommt man an die ran? Kann es hilfreich sein, einen Prominenten der selbst an Diabetes erkrankt ist als Schirmherr zu finden, der sich für die Interessen der Diabetiker stark macht? Letztendlich endete es wie oft: man weiß zu wenig und vertraut niemandem und ist ratlos.

An einem großen Grill brutzelten mehrere Männer große Fleischstücke. Dann wurden die vielen mitgebrachten Speisen zusammen mit dem Fleisch verzehrt, anspruchslos auf Mäuerchen, Steinen und Ästen sitzend.

Vielen Patienten war es ein Bedürfnis, sich persönlich bei uns zu bedanken in direkter Ansprache.

Eine Tanzgruppe aus 5 Paaren in typischer Kleidung überraschte uns zur Musik mit wunderschönen Tänzen. Erst beim genauen Hinschauen viel uns auf, dass pro Paar der Mann oder die Frau aus unserer Gruppe Typ-1-Diabetiker waren.

Danach entschloss sich spontan eine Gruppe Typ-1-Diabetiker zu einem schönen Aussichtspunkt in der Höhe aufzusteigen, während die andern den gemütlichen Hock zum Plaudern bevorzugten. Auf dem Rückweg „zwang“ Patricia alle zu einer Blutzuckermessung: mit einer Ausnahme waren alle unterzuckert ohne es richtig wahrzunehmen. Patricia hatte in Ihren Jackentaschen Bananen und Traubenzucker dabei. Ein Segen für alle.

Am Monatg 6. Mai, trafen wir Daniela, die als vierjährige Patientin Typ-1 zu Patricia kam und in ihr eine Art Ersatzmutter fand, da im Elternhaus für die Erkrankung kaum Verständnis war. Später hat Daniela Medizin studiert und sich dann auf Diabetes spezialisiert. Sie unterstützt Patricia enorm. Leider haben ihre Augen durch den Diabetes bereits Schaden genommen.

In der Wohnküche von Patricia übergaben wir beiden Ärztinnen unser mitgebrachtes Insulin, Pennadeln, Messgeräte, Teststreifen etc. und breiteten alles auf dem großen Esstisch aus. Ich hatte von allen gängigen Insulinen Beispiele dabei, um die Gelegenheit zu nutzen, die Ärztinnen zu schulen in Wirkkurven der Insuline, Insulinkonzentrationen, Unterschiede bei Pennadeln, Patronen, Pens und Fertigpens, Spritzstellenwechsel etc. Welch großer Unterschied, ob man schriftlich schult in Emails oder die Dinge in die Hand nehmen, zuhören und Fragen stellen kann – sehr viele Fragen wurden gestellt.

Am Dienstag 7. Mai, trafen wir in den Räumlichkeiten der Bildungseinrichtung CADECA der Erzdiözese Cochabamba auf viele Diabetiker, die beim ersten von mir und der deutschen Ärztin Dorothea initialisierten Diabetesschulungscamp für Typ-2 Diabetiker im Jahr 2011 dabei waren, mit Unterstützung von Patricia. Eine große Wiedersehensfreude machte sich breit mit vielen Umarmungen und Dankesworten für das unermüdliche Schicken von Insulin bis heute. Und immer wieder die Bitte: Heidi, lebe lange mit Gottes Segen und vergiss uns nicht.

Nach dem Mittagessen aus Gemüsesuppe, Hühnchen mit Reis und Gemüse, und als Dessert dort geerntete Mandarinen wurde von Patricia das Grundwissen in Sachen Diabetes aufgefrischt und dann getanzt im Kreis, wobei es üblich ist, dass einer eine andere auffordert, ein Weilchen tanzt, dann beide in den Kreis zurück gehen und so weiter. Man kam ganz schön außer Atem, was bestimmt gut für den Blutzucker war.

Am Mittwoch 8. Mai, gingen wir mit einem Auto auf Tour, um entfernt wohnende Patienten und -gruppen zu treffen. In einem kleinen Park in Clisca trafen wir drei Patientinnen, die mit Empanadas und selbst gemachtem Zimtsaft ohne Zucker – lecker – auf uns warteten. Zwei von ihnen hatten ihren letzten, fast leeren Insulinpen dabei, sehr besorgt. Aber Patricia wäre nicht Patricia, wenn sie nicht Insulin in ihrem Rucksack dabei gehabt hätte. Die dritte zeigte uns stolz ihr Mäppchen mit Gerät, Stechhilfe, Teststreifen und ihrem am Vorabend begonnenen Pen mit Basalinsulin.

Weiter ging die Fahrt nach Puñiata, wo im Wartezimmer einer Zahnärztin (hinten sitzend) ein Treffen von Diabetikern stattfand. Dort erfuhren wir, dass durch Patricia die Ausbildung einer Diabetesschwester initiiert worden war, die sich als verlängerter Arm von Patricia um die dort wohnenden Diabetiker kümmern sollte und hoch motiviert war. Sie wurde kurzerhand vom örtlichen Krankenhaus abberufen und zum normalen Dienst verpflichtet, ihre Diabetesqualifikation verkümmerte wieder. In diesem Krankenhaus gibt es gar kein Insulin, nicht einmal für den Notfall wie einer Ketoazidose.
Nach ausführlicher Diskussion fiel der Entschluss, eine Diabetes-Vereinigung zu gründen. Die kompetente Zahnärztin entwarf spontan einen Gründungstext, las ihn vor und ALLE unterschrieben, wir auch. Mit dem Gründungspapier als Türöffner wollen sie sich in der Politik Gehör für die Bedürfnisse der Diabetiker verschaffen und für eine Verbesserung kämpfen.

Ein Patient aus der Gruppe stieg in unser Auto und leitete den Fahrer über kurviges, holpriges Gelände zu seinem Hof, wo er uns zum Essen einlud, als Dank für das über Jahre geschickte Insulin. Seine Frau, Tochter und Schwägerin hatten für uns gekocht. Es gab für jeden zweierlei mit Schale gekochte Kartoffeln und feine geräucherte Fische, danach eine köstliche Fischsuppe. Fisch sei eine seltene Spezialität, erfuhren wir. Wir waren es ihnen wert. Patricia bestimmte noch den Blutzucker beim Patienten (208mg/dl) und seiner noch jungen aber adipösen Schwester (386 mg/dl), die vor wenigen Monaten Mutter geworden war. Patricia bat sie, möglichst bald in ihre Praxis zu kommen – 30 km Weg, nicht einfach.

Teil 3: Cochabamba mit Dra. Elizabeth und Miriam

Die nächsten drei Tage, 09. bis 11. Mai, waren einem anderen Diabetesteam in Cochabamba gewidmet, mit dem wir unsere allererste Partnerschaft 2004 begonnen haben, auf Vermittlung von Insulin for Life Australia: Dra. Elizabeth (rechts) und Diabetesberaterin Miriam (links).

Wir begannen unseren Besuch mit der Besichtigung ihres vorbildlichen Diabeteszentrums „Vivir con Diabetes“ mit Sprechzimmern für drei Diabetologen, einen Augenarzt, einen Podologen, einen Nephrologen, einen Physiotherapeuten; mit einem Schulungsraum, einer Apotheke, und sieben Krankenzimmern für die stationäre Aufnahme von Diabetikern, auch mit Überweisung von Fachärzten. Außerdem gibt es eine Kantine, mit einem Angebot mit gesundem Essen zu einem günstigen Preis, für Mitarbeiter, Patienten aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Alles sieht perfekt aus. Dann erzählt uns Dra. Elizabeth, dass der Schein nicht hält, was er verspricht. Auch bei Ihnen hat die Wirtschaftskrise zugeschlagen. Sie mussten viele Festangestellte entlassen, zurzeit sind es nur noch vier. Der Augenarzt kommt nur noch jeden Dienstagvormittag, der Arzt, der sich um die diabetischen Füße kümmert, kommt nur noch nachmittags, etc. Wir erfahren, dass Privatversicherungen nur die Beratung bezahlen, keine Medizin und keine Operationen. „Normale“ Patienten müssten sich für eine ambulante Behandlung am Krankenhaus um 21 Uhr abends anstellen um morgens einen Termin zu bekommen.

Nach einem sehr guten, gesunden Essen in der Kantine fahren wir mit der festangestellten Sozialarbeiterin Maria del Carmen zu Hausbesuchen. Sie kennt jeden Diabetiker, seine Lebensgeschichte, seine Familie und seine Diabetestherapie.

Emilia, 63 Jahre alt, hat 10 Kinder bekommen, davon leben noch 6, und alle sind etwas geworden, erzählt sie stolz. Ein Sohn ist sogar Bauingenieur geworden, ein anderer Arzt. Sie selbst hat schon immer auf dem Wochenmarkt verkauft, unterschiedlichste Dinge wie Süßigkeiten oder Gemüse vom Großmarkt, oder einfach eingesammeltes Holz von daheim. Das konnte sie nicht mehr, als sie sich irgendwann schwach fühlte und fast nur noch herum lag - bis sie ins Zentrum Vivir con Diabetes kam und ihr Insulin gegeben wurde, geschickt von IZL. Von da an ging es ihr viel besser und die Kraft kam zurück. Dieses Mal durfte ich ihr ihre Monatsration an Insulin aushändigen, eine große Freude auf beiden Seiten.

So erging es auch anderen: Sumama, die auf dem Markt Cocablätter und Schokolade verkaufte und plötzlich unerklärlich schwach wurde und sich krank fühlte.
Berta, die erst nach der Unterschenkelamputation von ihrem Diabetes erfuhr, sich mit Insulin rasch erholte und nun daheim in einem kleinen Laden Kurzwaren und Wolle verkauft.

José, ein ganz dünner Mann, wurde krank und konnte sich nicht erklären, was los war. Nach der Diagnose Diabetes mellitus veränderte er sofort sein Leben. Er bekam bei Dra. Elizabeth eine Schulung und änderte sofort mit Unterstützung seiner ebenfalls sehr schlanken Ehefrau seine Ernährung. Sie bauen viele Gemüsearten an, essen Kohlenhydrate in begrenzten Mengen, fahren tagsüber immer mit dem Fahrrad und besuchen Vorträge zum Thema Diabetes. Dass es ihm relativ gut geht, liegt auch am Insulin – von IZL.

Am nächsten Tag besuchten wir den „Christo de la Concordia“, die zweitgrößte Christusstatue der Welt mit einer Gesamthöhe von 40,44 Metern. Danach aßen wir zum Mittagessen eine bolivianische Spezialität: Trucha ala plancha, gegrillte Forelle.

Obwohl es Samstag war, fand am Abend im Zentrum ein Vortrag statt zum Thema Ernährung bei Diabetes, gesponsert von Abbott.
Die Veranstaltung war gut organisiert und sehr gut besucht, auch von Patienten, die wir zu Hause besucht hatten.

Viele echte Nahrungsmittel waren auf einem Tisch präsentiert, und nach den Erklärungen per PowerPoint-Präsentation durften Gäste Teller zusammenstellen mit vorgegebenen BE-Angaben. Sie strengten sich sehr an, bekamen Lob und bei Bedarf eine kleine Korrektur.

 

Der krönende Abschluss war die Verleihung einer Urkunde der Elternvereinigung der Kinder mit Typ-1 Diabetes an mich und ein Geschenk an Jutta, als Dank für das regelmäßig geschickte Insulin.

Danach entstand im Zentrum noch ein Foto mit dem dortigen Diabetesteam und uns, mit einem Beispiel unserer monatlich gesendeten Päckchen und Inhalten. Und dann war es Zeit sich zu verabschieden. Drei aufschluss- und erlebnisreiche Tage waren vorüber wie im Flug.

Teil 4: La Paz mit Dra. Patricia

Am Sonntag 12 Mai, flogen wir mit Patricia nach La Paz, um zwei dortige Patientengruppen zu treffen. Gleich morgens nach der Landung hatten wir einen atemberaubenden Blick auf La Paz, da der Flughafen hoch über der Stadt liegt. Vormittags trafen wir uns mit einer Jugendgruppe Typ-1, die schon alle an einem von IZL maßgeblich unterstützten Camp teilgenommen hatten und sich mit ihren Eltern/Großeltern bedanken wollten. Einige Familien erzählten von ihren einschneidenden Diabetes-Erlebnissen. Danach machten wir zusammen einen Ausflug ins „valle de la luna“, einer Art Mondlandschaft aus kraterähnlichen Felsformationen. Anstrengender als gedacht, gab es unterwegs und auf der Rückfahrt etliche Unterzuckerungen.

Die zweite Gruppe trafen wir unten in der Stadt zum Mittagessen. Drei Diabetiker waren schon beim Jugendcamp 2008 dabei und nun 11 Jahre älter, junge Erwachsene mit Beruf und Familie. Es ist einfach schön zu erleben, dass es mit einer kontinuierlichen Insulinversorgung ein fast normales Leben geben kann.

Nach einem Verdauungsspaziergang über den Hauptplatz mit vielen Tauben, die sich gerne von den Kindern mit gekauftem Futter verwöhnen lassen und tolle Fotomotive bieten, entschlossen sich die Übriggebliebenen zu einer Fahrt mit der Teleférico, dem 2014 in La Paz gebauten Seilbahnnetz, zu einer Rundfahrt. Wir schafften es, von 9 Seilbahnen durch blitzschnelles Umsteigen 4 zu benutzen innerhalb einer Stunde. Welche Gaudi.

Damit endete der Aufenthalt in Bolivien am 13. Mai. Wir mussten uns von Patricia verbschieden, einer außergewöhnlichen Ärztin, selbst Typ-1-Diabetikerin, deren Engagement weit über Cochabambas Grenzen hinausgeht.

Teil 5: Reise nach PERU

Peru war unser nächstes und letztes Ziel ab 14.Mai. Dieses Mal sollte auch der Weg ein Ziel sein, weil ich noch nie in Peru war. Die Route sollte mit dem Bus zum Titicacasee und den schwimmenden Inseln führen und weiter über die Berge mit schönen Aussichten und Märkten nach Cusco. Wir hatten Pech. KEIN Bus fuhr in Richtung Peru wegen Blockaden. In Bolivien muss man immer mit Blockaden rechnen. Sie sind eine dort übliche Ausdrucksweise des Protests. So mussten wir einen überteuerten Flug direkt nach Cusco buchen und auf den berühmten Titicacasee verzichten. In Cusco verschafften wir uns durch eine Stadtrundfahrt mit einem offenen Bus einen Überblick, danach eroberten wir Cusco bis zum Abend zu Fuß – 12 000 Schritte.

Am 15. Mai fuhren wir in einem Minibus dicht gedrängt mit 8 Personen und viel Gepäck 2,5 Stunden nach Curahuasi, zum Tor des Hospitals Diospi Suyana, dem modernsten Missionshospital Perus. Dort wurden wir vom deutschen Gründerpaar Dres. Martina und Claus John begrüßt. Seit fast 10 Jahren erhalten sie Insulin von IZL. Zunächst verschaffte uns Dr. John per PowerPoint-Präsentation einen Überblick, von der Idee, ein modernes Missionskrankenhaus für die Quechua-Indianer der peruanischen Anden zu bauen über die Realisierung bis zur stetigen Erweiterung und Weiterentwicklung, einerseites mit Geldspenden und andererseits mit Sachspenden, direkt von den herstellenden Firmen: Medizinische Geräte wie CT und MRT, OP-Tische, Zahnarztstühle, Zement, Möbel, Türen, Bodenbeläge, Küchengeräte u.v.m. Diospi Suyana bietet einen High-Tech- und Qualitätsstandard, der mit uns mithalten kann. Die Glaubensphilosophie: So ein großes Projekt ist nur machbar mit Gottes Hilfe.

Dr. John führte uns durch das ganze Hospital und zeigte uns fachspezifische Sprechzimmer, OP-Räume, Untersuchungsräume, Wartebereich mit direkten Zugang zur integrierten Kirche, Kantine für Mitarbeiter, große Werkstatt, Orthopädie-Werkstatt zur Herstellung von individuellen Prothesen, Solaranlagen, Kinderclub, Radiostation, Gästehaus u.v.m.

Liebe/r LeserIn, ich möchte Sie ermutigen, sich selbst auf die emotionale und virtuelle Reise in dieses vorbildliche Krankenhaus zu begeben: www.diospi-suyana.de/hospital-2 und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.

Jeder Morgen beginnt mit einem Gottesdienst für Personal und Patienten und dem Gebet. Die Ärzte bitten um den Segen für ihre heutige Arbeit, die Patienten um die Heilung ihrer Krankheit.

Wir durften durch Glasscheiben laufende Operationen beobachten, der Sprechstunde von Frau Dr. John beiwohnen, Gespräche beim Mittagessen und im Personalraum mit Missionaren führen.
Frau Dr. John hatte unseren Besuch zum Anlass genommen, zwei Diabetikertage zu organisieren: einen für Diabetologen und Diabetesschwestern von ganz Peru, einen für das Personal und Patienten des Hospitals. Die Themen waren dieselben wie in Deutschland, es wurden von den Teilnehmern viele Fragen gestellt, genauso wie bei uns.
Wichtig ist wie überall die Ernährung. Der Schreiner des Hospitals hatte eine Konstruktion für die Lebensmittelpyramide „gebastelt“.

Frau Dr. John stellte mich vor als Projektleiterin von Insulin zum Leben und „Insulinspenderin“, aber auch als vom Diabetes Betroffene.
Ich selbst sollte meine Diabetes-Lebensgeschichte erzählen vom anfänglichen Diagnoseschock Diabetes mellitus Typ-1 über die verschiedenen Therapien einschließlich Insulinpumpe und FGM – scannen mit dem Libre System. Die Patienten dort sollten an meinem Beispiel erleben, dass man auch nach 40 Jahren Diabetes keine Folgeerkrankungen haben muss. Ich ermutigte die Patienten, deshalb den Diabetes NIE schleifen zu lassen.

Diospi Suyana erhält seit 10 Jahren Insulin von IZL, möglichst jeden Monat, tatsächlich aber immer dann, wenn ein „Kurier“ – Missionare oder Besucher aus Deutschland – zum Hospital reist und das Insulin im Gepäck mitnimmt. Das Schicken mit der Post funktioniert nicht.

Nach 5 Tagen endete auch dieser eindrucksvolle Besuch. Wir waren so erfüllt vom Erlebten und kehrten mit vielen Bildern im Kopf, aber glücklicherweise auch in der Kamera, zurück nach Cusco.

Von dort gönnten wir uns einen Tagesausflug zum berühmten Machu Picchu. Das war der krönende Abschluss einer „reichhaltigen“ Reise.

Und alles hatte uns bestärkt, dass wir kompetente Partner haben, denen wir vertrauen können und die durch „unser Insulin“ in die Lage versetzt werden, ihre Patienten angemessen behandeln können und sie nicht zum Sterben nach Hause schicken müssen.

Liebe Leser, ich danke Ihnen für das Lesen dieses Berichtes bis zum Ende und Ihr Interesse. Vielleicht sind Sie schon Unterstützer von „Insulin zum Leben“. Wenn nicht, können Sie es ganz einfach werden: Empfehlen Sie uns weiter.

Herzlichen Dank sagt
Ihre
Heidi Schmidt-Schmiedebach

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