Rückblick 2021

Sammelstelle für "übriges" Insulin in Deutschland seit 2003

Das Beste zuerst: Trotz Corona haben wir immer weitergearbeitet. Es kamen viele besorgte Anrufe und E-Mails, ob es aktuell Sinn macht, uns Insulin und Zubehör zu schicken, bzw. ob wir Hilfspakete verschicken können und diese auch ankommen. Das konnte ich immer bejahen.

Pro Monat haben wir zwischen 150 bis 200 Zusendungen bekommen, teils im Briefumschlag, aber auch viele Päckchen und Pakete. Das hat uns sehr gefreut. Folglich haben wir viele Pakete verschickt, an die Partnerorganisationen in Gambia, Dem. Rep. Kongo und Rwanda sogar meist zwei Pakete a 20 kg pro Monat. Und die kamen in diesem Jahr sogar schneller an als vor Corona. Die Dankbarkeit ist groß. Ein Partner schrieb: „Du weißt, dass deine Pakete sehr wichtig für uns sind, weil sie eine Vielzahl von Produkten guter Qualität enthalten, mit denen sich die Patienten viel besser fühlen als mit denen, die im Land erhältlich sind.“ Die Päckchen an unsere „kleinen“ Partner im Aufbau in Namibia, Tschad und Uganda sind länger unterwegs. Durch Corona waren die Postämter teilweise wochenlang geschlossen. Und dennoch: kommt das Insulin an, wird es von Patienten freudig benutzt und es wirkt immer.

Pakete nach Bolivien machen uns viel Mühe. Sie sind zwar nach einer Woche im Land, bleiben dann aber im Zoll in La Paz hängen, sind aber für Cochabamba bestimmt. Der Zoll möchte, dass am Ankunftstag oder Folgetag der Empfänger im Amt erscheint, was fast nicht zu machen ist bei einer Distanz von 400 Kilometern aus Zeit- und Kostengründen. Der Zoll akzeptiert nicht, dass wir gespendetes Insulin und Zubehör weiterspenden und weder für die Ärzte noch für die Patienten Kosten entstehen, dass unsere Pakete also keinen kommerziellen Wert haben. Wir legen Papiere bei, die das bestätigen. Der Zoll möchte aber, dass wir den tatsächlichen Warenwert angeben – wie bei gekaufter Ware – und er diesen für die Berechnung der Einfuhrsteuer zugrunde legt. Das kann niemand bezahlen und ist auch nicht Sinn eines Hilfsprojektes. Nun haben sich die Partner in Bolivien ins Zeug gelegt und mit dem bolivianischen Gesundheitsministerium intensiven Kontakt aufgenommen mit dem Ziel der offiziellen Genehmigung, dass die Pakete zollfrei ausgeliefert werden können. Die Auflagen sind: das Insulin gekühlt verschicken in Spezialkartons mit Gelpads, komplizierte Inhaltslisten mit vielen detaillierten Angaben erstellen, die Listen und weitere Papiere beim bolivianischen Gesundheitsministerium vorab einreichen zur Genehmigung, erst dann kann der Versand starten. In diesem Zuge dürfen wir aber mehrere Pakete mit einem Quartalsbedarf verschicken, ein gewisser Trost.

Die wenigsten Menschen in diesen Ländern sind gegen Corona geimpft: aus Mangel an Impfstoff und aus Angst. Sie trauen den Impfstoffen nicht. Also bleiben viele Menschen daheim, um sich zu schützen. Wenn eine Insulinlieferung von uns eingetroffen ist, erhalten die Patienten eine Nachricht und machen einen Termin aus. Dann kommen sie zur Tür der Ärztin, alle tragen Maske, und auf einem Schemel liegen Insulin und Zubehör vorbereitet. Der Patient kann sofort prüfen, ob das seinem Bedarf entspricht und sicherlich ist Zeit für ein paar Worte.

Und nun noch eine kleine magische Geschichte, die in unserem Insulinlager passierte.

Meine Mitarbeiterinnen packen als Erstes morgens die eingegangenen Zusendungen aus. Sie öffneten ein Paket und fanden unter anderem drei Kartons mit Einmalspritzen, zwei davon original verschlossen, einer offen. Sie schauten in den Karton und fanden zwei Stofftäschchen mit Schmuck: drei alte Goldringe, eine Halskette mit Kreuz etc. und eine Geldkarte mit dem Namen einer Frau. Der Absender war ein Apotheker. Wir suchten im Internet nach der Telefonnummer des Apothekers und fanden sie. Ich rief an, bedankte mich für seine Zusendung und erzählte, was wir gefunden haben. Er war total überrascht, schließlich hatte er alles nur verpackt, den Inhalt aber nicht kontrolliert. Er erzählte mir, dass die Frau eines Freundes verstorben war, eine Diabetikerin, und der Ehemann ihn bat, ihr Diabeteszubehör an eine sinnvolle Adresse zu schicken. Das hatte er getan. Ich schickte sofort den Schmuck extra versichert an den Apotheker zurück. Der ging zu seinem Freund. Dieser betrachtete das Geschehene als ein Zeichen, denn er und seine Frau waren mehrmals in Afrika, haben sich auch informiert über die Versorgung der Diabetiker dort und erkannt, wie gut es den Menschen mit Diabetes in Deutschland geht. Sie nahmen sich vor, die Arbeit von „Insulin zum Leben“ finanziell zu unterstützen. Aber wie es so oft ist, wird man zu Hause von Arbeit überschüttet und der Vorsatz ist vergessen. So deutete er diese Geschichte als ein Zeichen, den Vorsatz in die Tat umzusetzen. Der Witwer richtete einen Dauerauftrag ein und wir erhalten Monat für Monat einen stattlichen Betrag. Eine Gänsehautgeschichte.

Das kann nur ein kleiner Überblick sein.

Wenn Ihnen gefällt, was wir tun, helfen Sie bitte mit, uns bekannter zu machen, denn immer noch wird viel zu viel Insulin weggeworfen. Erzählen Sie allen von der Insulin-Sammelstelle, bringen Sie unsere Flyer (bestellbar bei uns) gezielt in Ihrem Umfeld "an den Mann": Arzt/Ärztin, DiabetesberaterIn, ApothekerIn, Pflegeheim, Selbsthilfegruppe, lokale Zeitung usw.

Wir sagen DANKE allen Menschen, die uns bereits unterstützen

  • durch das aktive Aufmerksam machen auf uns
  • durch das Verteilen unserer Flyer
  • durch die so wichtigen Geldspenden für Transportkosten und Schulungscamps die nach der coronabedingten Zwangspause im Jahr 2022 wieder stattfinden sollen.

Ein besonderer Dank geht an die Geschäftsführerin Sylvia Weimer-Hartmann der Firma Biokanol Pharma GmbH für die kostenlose Überlassung des Lagerraumes und ihrem Personal für das ganztägige/-jährige Annehmen der Zusendungen an „Insulin zum Leben“. Und wir danken Jutta Bürger-Büsing, der Präsidentin des BdKJ e.V., unter dessen Dach das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ angesiedelt ist, und dem BdKJ-Team für die Unterstützung.

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